
Rückkehr der Großraubtiere in Frankreich: Stimmen von Hirt*innen aus der Praxis
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Da die Herausforderung der Koexistenz zwischen Nutztieren und großen Raubtieren in ganz Europa immer größer wird, setzt das CoCo-Projekt sein Engagement fort, um diejenigen zu verstehen und zu unterstützen, die an vorderster Front stehen. In diesem Sommer haben Forschende des französischen Nationalen Forschungsinstituts für Landwirtschaft, Ernährung und Umwelt (INRAE) wichtige Feldforschungen in zwei kontrastreichen Regionen Frankreichs aufgenommen – Couserans in Ariège und Mont Lozère in den Cevennen –, wo Bären und Wölfe ihre historischen Territorien zurückerobern.
Frankreich wird von großen Raubtieren zurückerobert
Im 20. Jahrhundert fast ausgestorben, kehren Bären, Wölfe und Luchse allmählich in die französische Landschaft zurück. In Ariège wurden Bären vor fast dreißig Jahren wieder angesiedelt, während in den Cevennen Wölfe im Laufe des letzten Jahrzehnts auf natürliche Weise zurückgekehrt sind. Beide Regionen sind durch saisonale Transhumanz gekennzeichnet, bei der Schaf- und Rinderherden unwegsames Gelände durchqueren, was durch die intensive menschliche Nutzung und die Anwesenheit großer Raubtiere erschwert wird. Ziegen, Pferde und andere Nutztierarten sind ebenfalls Teil der reichen pastoralen Vielfalt dieser Berggebiete und teilen sowohl die Herausforderungen als auch die Chancen der Koexistenz.

Eintauchen in die Feldarbeit
Seit Juni treffen sich Forschende des INRAE mit rund fünfzig Viehzüchtenden und Schäfer*innen, um anhand eines detaillierten Fragebogens ihre Praktiken, Erfahrungen und Perspektiven zu dokumentieren. Diese Interviews befassen sich eingehend mit den Realitäten des Zusammenlebens mit Wölfen und Bären, die sowohl von historischen Verbindungen als auch von aktuellen Herausforderungen geprägt sind. In beiden Regionen beeinflussen die früheren Beziehungen zu Raubtieren – geprägt von Jagd und Ambivalenz – auch heute noch die Wahrnehmung und die Praktiken, wobei die lokale Geschichte von der Legende der Bestie von Gévaudan in den Cevennen bis zu den Bärenvorführungen und Ausrottungsbemühungen in Ariège reicht.
Ein wechselseitiger Dialog: Gemeinsam Lösungen entwickeln
Die Feldforschung zeigt, dass die Viehzüchtenden ein starkes Bedürfnis haben, gehört zu werden, und dass es zahlreiche Fragen zur Zukunft des Zusammenlebens gibt. Das CoCo-Team setzt sich für einen echten gegenseitigen Austausch ein: Es sammelt lokales Wissen und teilt die Ergebnisse, um die Debatte zu informieren und die gemeinsame Erarbeitung von Lösungen zu unterstützen. Die Koexistenz wird vor Ort ausgehandelt, und durch den Dialog zwischen Wissenschaft und Gesellschaft versucht das Projekt, realistische Vorgehensweisen zu entwickeln, die sich sowohl auf wissenschaftliche Expertise als auch auf die Erfahrungen der Hirt*innen stützen. Durch den Vergleich der Erfahrungen in Frankreich mit denen in anderen europäischen Regionen möchte das CoCo-Projekt das kollektive Verständnis für die Herausforderungen der Koexistenz bereichern.

Letztendlich besteht das Ziel darin, Entscheidungstragenden eine solide Grundlage für die Gestaltung nachhaltiger politischer Maßnahmen zu bieten, die gegenüber Hirtengemeinschaften fair sind und den Schutz wildlebender Tiere fördern. Die in Frankreich gewonnenen Erkenntnisse werden zu den europaweiten Bemühungen beitragen, einen Ausgleich zwischen ländlicher Lebensweise und Naturschutz zu schaffen.
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