Pastoralismus (extensive Viehzucht im Freien) und Landwirtschaft von hohem Naturwert (extensive landwirtschaftliche Systeme, die erhebliche Vorteile für die biologische Vielfalt mit sich bringen) sind wichtige, aber bedrohte Landnutzungssysteme in Europa. Im Vergleich zu anderen Formen der Landnutzung bieten sie Wildtieren erhebliche Vorteile und erhalten in ganz Europa wichtige Lebensräume und Arten. Oft können Beziehungen zwischen diesen Landnutzungssystemen und Wildtieren gutartig sein oder sich sogar gegenseitig verstärken. Das bedeutet allerdings nicht, dass es keine Herausforderungen gibt.
Historisch gesehen teilten sich Hirt*innen und Wildtiere die gleichen Räume, aber gegen Ende des 19. Jahrhunderts wurde die europäische Tierwelt stark reduziert, da sich die Landwirtschaft im Allgemeinen intensivierte. Im 20. Jahrhundert erholten sich die wildlebenden Pflanzenfresser, begünstigt durch nachhaltige Jagd und Kompromisse unter Landnutzenden. Mit der Zunahme der Beutetiere sind große Beutegreifer wie Wölfe auf natürliche Weise in einige ihrer alten Verbreitungsgebiete zurückgekehrt. Einige dieser Wildtiere können mit pastoralen und HNV-Landwirtschaftssystemen konkurrieren und erhebliche Schäden verursachen. Beispiele hierfür sind Wildschwein- oder Rehwildschäden an Ernten sowie das Reißen von Nutztieren durch Wölfe oder Bären. Ihre Rückkehr hat polarisierende soziale Konflikte und politische Debatten auf hoher Ebene über den Umgang mit diesen Arten ausgelöst.
Die Konflikte um Wildtiere, insbesondere Wölfe, haben die Aufmerksamkeit erneut darauf gerichtet, wie sich ihre Anwesenheit auf die extensive Landwirtschaft auswirkt. Der Pastoralismus und landwirtschaftliche Systeme mit hohem Naturwert stehen vor vielfältigen Herausforderungen in Bezug auf die wirtschaftliche und soziale Lebensfähigkeit. Die Suche nach effektiven Herdenschutzmaßnahmen, um mit der Rückkehr von Wildtieren umzugehen, stellt eine zusätzliche Schwierigkeit neben vielen anderen dar. Es ist wichtig, dass der Umgang mit dieser Frage nicht nur auf einen Teil der Gesellschaft fällt.
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